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»Sie darf nicht solche Sachen über Shannon sagen«, flüsterte er.

»Aber sie wird’s tun«, sagte ich. »So ist sie eben, so hat der Herr sie geschaffen.«

»Und sie kann Shannon und mich schon gar nicht auseinanderbringen

»Doch, auch das wird sie tun«, sagte ich. »Wenn wir sie lassen.«

»Könntest du … Papa, könntest du dir nicht selbst einen Anwalt nehmen?«

»Glaubst du, dass irgendein Anwalt, den ich mir mit meinem bisschen Geld auf der Bank leisten könnte, den Anwälten gewachsen ist, die Farrington gegen uns aufbieten wird? Die schwingen hier in der Hemington County den Hammer; ich schwinge nur eine kleine Sichel, um Heu zu mähen. Die wollen diese 70 Hektar, und sie will sie denen verschaffen. Es gibt keinen anderen Ausweg, aber du musst mir helfen. Tust du’s?«

Er sagte lange nichts. Er senkte den Kopf, und ich sah Tränen aus seinen geschlossenen Augen auf den Häkelteppich tropfen. Dann flüsterte er: »Ja. Aber wenn ich zusehen muss … Ich weiß nicht, ob ich das kann …«

»Du kannst helfen, ohne zusehen zu müssen. Geh in den Schuppen und bring mir einen Rupfensack.«

Er tat, was ich verlangte. Ich ging in die Küche und holte ihr schärfstes Fleischermesser. Als er mit dem Sack zurückkam und das Messer sah, wurde er blass. »Muss es damit sein? Kannst du sie nicht … mit einem Kissen …«

»Das wäre zu langsam und zu qualvoll«, sagte ich. »Sie würde sich wehren.« Er akzeptierte das, als hätte ich vor

Wir standen im Licht der Petroleumlampen da - in Hemingford Home würde es außer durch Stromaggregate erzeugte Elektrizität erst 1928 geben - und starrten uns an, während die große Nachtstille, die dort draußen am Ende der Welt existiert, nur von ihrem hässlichen Schnarchlauten gestört wurde. Trotzdem war etwas Drittes im Raum anwesend: ihr unbarmherziger Wille, der unabhängig von der Frau selbst existierte (ich glaubte ihn damals zu spüren; heute, 8 Jahre später, bin ich mir dessen sicher). Dies ist eine Gespenstergeschichte, nur war der Geist schon da, bevor seine Besitzerin gestorben war.

»Also gut, Papa. Wir wollen … wir wollen sie in den Himmel schicken.« Henrys Miene hellte sich bei diesem Gedanken auf. Wie grässlich mir das jetzt erscheint, vor allem wenn ich bedenke, wie er später endete.

»Es geht schnell«, sagte ich. Als Junge und Mann hatte ich fünfzehn Dutzend Schweinen die Kehle durchgeschnitten und dachte deshalb, es würde schnell gehen. Aber ich irrte mich.

Ich will es kurz machen. In meinen schlaflosen Nächten - und davon gibt es viele - läuft alles immer wieder in quälender Langsamkeit vor mir ab, jedes Umsichschlagen und jedes Röcheln und jeder Tropfen Blut, deshalb will ich’s kurz machen.

Wir gingen ins Schlafzimmer, ich mit dem Fleischermesser in der Hand voraus, dann mein Sohn mit dem Rupfensack.

Bitte lass sie nicht stark bluten, dachte ich. Lass den Sack das Blut aufsaugen. Noch besser: Lass Henry jetzt, in letzter Minute, einen Rückzieher machen.

Aber das tat er nicht. Vielleicht dachte er, ich würde ihn dafür hassen; vielleicht hatte er sich damit abgefunden, sie in den Himmel befördern zu müssen; vielleicht dachte er an diesen obszönen Mittelfinger, der einen Kreis um ihren Schritt steppte. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er »Leb wohl, Mama« flüsterte und ihr den Rupfensack über den Kopf warf.

Sie schnaubte und versuchte sich wegzudrehen. Ich hatte vorgehabt, unter den Sack zu greifen, um meine Arbeit zu tun, aber Henry musste sich darüberbeugen, um sie festzuhalten, so dass ich das nicht konnte. Ich sah, wie ihre Nase sich unter dem Rupfen wie die Rückenflosse eines Hais abzeichnete. Ich sah auch die beginnende Panik auf seinem Gesicht und wusste, dass er nicht lange durchhalten würde.

Ich stemmte ein Knie aufs Bett und legte eine Hand auf ihre Schulter. Dann zerschnitt ich den Sack und die Kehle darunter. Blut quoll durch den Schlitz in dem groben Rupfen. Ihre Hände kamen hoch und fuchtelten ins Leere. Henry torkelte mit einem hohen, dünnen Aufschrei vom Bett weg. Ich bemühte mich, sie festzuhalten. Sie zerrte mit den Händen an dem Sack, aus dem weiter das Blut strömte,

Mit den ersten beiden Schnitten hatte ich ihr die Kehle aufgeschlitzt, beim ersten Mal tief genug, um den Knorpel der Luftröhre sichtbar werden zu lassen. Mit den letzten beiden hatte ich ihr Wange und Mund aufgeschnitten, Letzteren so tief, dass sie nun ein Clownsgrinsen trug. Es reichte von einem Ohr zum anderen und ließ die Zähne sehen. Sie stieß ein gutturales, gedämpftes Brüllen aus, wie es ein Löwe zur Fütterungszeit hören lassen könnte. Das Blut spritzte aus ihrer Kehle bis zum Fußende der Tagesdecke. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass es wie der Wein in dem Glas aussieht, das sie im letzten Tageslicht hochgehalten hatte.

Sie wollte vom Bett aufstehen. Ich war erst überrascht, dann aufgebracht. Sie hatte mir während unserer Ehe immer nur Ärger gemacht und machte auch jetzt, bei unserer blutigen Scheidung, nichts als Ärger. Aber was hatte ich anderes erwartet?

»O Papa, mach, dass sie aufhört!«, kreischte Henry. »Mach, dass sie aufhört, o Papa, mach um Himmels willen, dass sie aufhört!«

Ich stürzte mich wie ein feuriger Liebhaber auf sie und drückte sie in ihr blutgetränktes Kopfkissen zurück. Tief aus ihrer zerfleischten Kehle kamen weitere dumpfe Knurrlaute. Ihre in den Höhlen rollenden Augen vergossen Ströme von Tränen. Ich schlang ihr Haar um meine Hand, riss ihr den Kopf zurück und durchschnitt ihr nochmals die Kehle.

Dann machte ich die Tagesdecke auf meiner Seite des Betts frei und wickelte sie ihr um den Kopf - jedoch zu spät, um den ersten aus ihrer Halsschlagader spritzenden Blutstrahl auffangen zu können. Dieser Strahl war mir ins Gesicht gegangen, so dass mir jetzt heißes Blut von Kinn, Nase und Augenbrauen tropfte.

Hinter mir verstummten Henrys Schreie. Ich drehte mich um und sah, dass Gott Erbarmen mit ihm gehabt hatte (vorausgesetzt, dass Er sich nicht von uns abgewandt hatte, als Er sah, was wir vorhatten): Er war ohnmächtig geworden. Ihr Umsichschlagen wurde schwächer. Schließlich lag sie still da … aber ich blieb ausgestreckt auf ihr und drückte sie auf die Tagesdecke, die nun mit ihrem Blut getränkt war. Ich erinnerte mich daran, dass sie nie etwas bereitwillig getan hatte. Und ich behielt recht. Nach dreißig Sekunden (die blecherne Uhr aus dem Versandhandel zählte sie ab) bäumte sie sich noch einmal auf und wölbte das Rückgrat diesmal so kräftig, dass sie mich fast abwarf. Ride’em, Cowboy, dachte ich. Vielleicht sagte ich es auch laut. Daran kann ich mich nicht mehr erinnern, so wahr mir Gott helfe. An alles andere, aber nicht daran.

Sie sank erschöpft zusammen. Ich zählte weitere dreißig blecherne Ticklaute, dann noch einmal dreißig, um ganz sicherzugehen. Auf dem Fußboden bewegte Henry sich und stöhnte. Erst schien er sich aufsetzen zu wollen, überlegte sich die Sache dann aber wohl anders. Er kroch in die entfernteste Ecke des Zimmers und rollte sich dort zu einer Kugel zusammen.

»Henry?«, sagte ich.

Nichts von der zusammengerollten Gestalt in der Ecke.

»Henry, sie ist tot. Sie ist tot, und ich brauche Hilfe.«

Wieder nichts.

»Henry, für eine Umkehr ist es jetzt zu spät. Die Tat ist geschehen. Wenn du nicht ins Gefängnis willst - und dein

Er kam auf die Beine und torkelte in Richtung Bett. Die Haare waren ihm über die Brauen in die Augen gefallen; hinter den von Schweiß verklebten Locken glitzerten seine Augen wie die eines im Gebüsch lauernden Tieres. Er leckte sich immer wieder die Lippen.

»Tritt nicht in das Blut. Hier drinnen gibt’s viel mehr sauberzumachen, als ich wollte, aber das schaffen wir. Das heißt, wenn wir’s nicht im ganzen Haus verteilen.«

»Muss ich sie mir ansehen? Papa, muss ich sie mir ansehen